Edelstein am Wasser
Fakten in Kürze: Wissenschaftlicher Name: Alcedo atthis Länge: 16-17 cm Flügelspannweite: 24-26 cm Brutzeit: März bis August; 2-3 Bruten im Jahr Nest: in selbst gegrabener fast waagerechter Erdhöhle Eier: 6-7; weiß Alter: bis zu 21 Jahre
Wissenswertes:
Wie ein blauer Pfeil schießt der Eisvogel knapp über der Wasseroberfläche dahin, bevor er sich auf einem Ast als Sitzwarte niederlässt. Wo er auftaucht ist das Gewässer noch in Ordnung. Doch sein Bestand geht zurück und in Deutschland steht er schon auf der Vorwarnliste. Sein Name kommt ursprünglich vom germanischen „isan“ oder „eisan“, was „glänzen“ bedeutet. Demnach heißt unser Eisvogel eigentlich „Glanzvogel“. Was für ein passender Name für dieses kleine Juwel. In Deutschlands Vogelwelt gibt es keinen vergleichbaren Edelstein.

Eisvögel sind selten, was vor allem daran liegt, dass sie hohe Ansprüche an ihren Lebensraum stellen. Sie benötigen Steilufer oder Prallhänge an Fließgewässern, in die sie ihre Bruthöhlen graben können. Der Eingang dieser Erdlöcher liegt in der Regel über der Wasseroberfläche. Am Ende des Tunnels, der etwa einen halben bis einen Meter tief waagrecht oder ganz leicht ansteigend ins Innere führt, befindet sich eine Kammer – das Nest. Für solche Bauten benötigen die Vögel einen Boden, der weich ist und dennoch soliden Schutz bietet. Leider gibt es immer weniger natürliche Steilufer an unseren Flüssen und Bächen. Auch müssen die Eisvögel mit erosionsbedingten Uferabbrüchen und -abspülungen kämpfen, was das erfolgreiche Aufziehen von Jungvögeln nicht erleichtert.. Um sich das mühselige Graben einer neuen Brutstätte zu ersparen, werden bewährte Höhlen gerne öfters genutzt. In der Bauphase lockern die blauen Vögel mit dem Schnabel das Erdreich auf, um dann mit den Füßen das Lockermaterial hinauszuscharren. Bemerkenswert ist, dass den Eisvögeln schon mit Erfolg künstliche Höhlen zum Brüten angeboten wurden. Damit ist es möglich auch diese Spezialisten in ihrer Wohnungsnot zu unterstützen, so wie mit Nistkästen bei vielen anderen Vogelarten.

Trotz ihres auffälligen Federkleids ist es nicht leicht, Eisvögel zu entdecken. Oft sieht man nur einen weit entfernten blau schimmernden Fleck, der im nächsten Augenblick verschwunden ist. Doch manchmal gelingt es dem aufmerksamen Beobachter einen Edelstein auf seinem Ansitz anzutreffen. Hat der metallic blaue Vogel ein Fischchen entdeckt, stürzt er sich kopfüber ins Wasser und taucht bis zu einem Meter tief, fasst in Sekundenschnelle seine Beute und kehrt zu seinem Sitzplatz zurück. Die Nahrung wird dann Kopf voran verschlungen. Wird der Fisch jedoch mit dem Kopf zur Schnabelspitze gehalten, ist er nicht zum eigenen Verzehr gedacht, sondern sehr wahrscheinlich für die Fütterung der Jungvögel (Atzung). Die Vogelkinder wachsen in der dunklen Kammer drei bis vier Wochen heran, dann werden sie nicht weiter gefüttert. Stattdessen sitzt ein Altvogel vor der Höhle und lockt die Jungen mit einem Fischchen, bis diese den Weg hinaus ins unbekannte Leben wagen.
