Schon im Vorfrühling fängt das Leben im Wald an zu pulsieren. Das Trommeln der Spechte ist lautstark über Feld und Flur zu hören. Es dient zur Reviermarkierung und Partnerwerbung. Je wärmer und länger die Tage werden, desto turbulenter geht es im Wald und am Waldrand zu. Die Vögel suchen nach Partnern und geeigneten Brutplätzen. Es wird gejagt, verteidigt, geworben, gezwitschert und tiriliert.
Ab Mitte März kippt das Verhältnis zwischen Tag und Nacht. Die Tage werden nun immer länger und wenn die Temperaturen dann auch noch über 10° Grad steigen, ist das der Startschuss für die Frühblüher. Das kahle Walddach lässt genügend Sonnenstrahlen für die ersten Blümlein bis zum Boden durch. Dazu gehören unter anderem auch Waldschlüsselblume, Schneeglöckchen, Leberblümchen, Märzenbrecher und Buschwindröschen. Sie müssen sich sputen, bevor das Blätterdach zu dicht wird und kaum mehr Licht für die Bodenpflanzen durchlässt.
Auf den Wiesen machen sich ebenfalls Farbkleckse in Form von Krokussen, Narzissen, Gänseblümchen, Löwenzahn und viele weitere breit. In wenigen Gebieten blüht auf Magerrasen die seltene und geschützte Küchenschelle. Diese Nahrungsquellen locken auch die ersten Insekten aus ihren Winterquartieren. Mittlerweile summt und brummt es überall. Die Bienen, Hummeln und Schmetterlinge sammeln den begehrten Nektar und sorgen so für Bestäubung und Fortpflanzung. Alles scheint sehr idyllisch. Doch der April ist mit seinem wechselhaften Wetter unberechenbar. Nächte unter Null und Schneestürme wechseln sich mit Temperaturen über 20 Grad ab. Eine ganz schöne Herausforderung für die zarten Blüten der Pflanzen und ihre Besucher.
Zum Glück hat sich die Natur auch für die Frühblüher etwas einfallen lassen, um diese Zeiten unbeschadet zu überstehen. Schneeglöckchen beispielsweise lagern Salze in ihren Pflanzenteilen ein, damit die Zellen bei Frost nicht gefrieren. Narzissen hingegen nutzen eine Art Schleimstoff als Frostschutzmittel. Und Bäume lagern Zucker in den Zellen ein um das Gefrieren des Wassers zu verhindern. Bei den Knollen-, Zwiebel- und Rhizomen-Gewächsen kommt noch hinzu, dass sie außerdem genügend Reservestoffe für den Neuaustrieb im unterirdischen Organ speichern. So früh im Jahr liefern die Sonne und der Boden nämlich nicht genügend Energie. Daher werden diese Gewächse auch Geophyten, also Erdpflanzen genannt.
Trotz der extremen Temperaturschwankungen im April schreitet der Neubeginn des Jahres voran. Mit jedem Spaziergang kann ich beobachten, wie sich die Natur weiterentwickelt. Im Wald werden Nester für den Nachwuchs gezimmert, gewoben und ausgebettet. Die Vöglein sammeln fleißig Material für ihre Nester. Und am Boden wird das braune Laub mehr und mehr vom Grün der sprießenden Jungpflanzen verdrängt.