Zwischen winterlichen Gipfeln und frühlingshaftem Treiben

Schon im Februar begann der Frühling in Franken seine ersten farbigen Botschaften zu entsenden. Trotzdem konnte ich mich vom Winter noch nicht loseisen. So viele weiße Berggipfel warteten noch auf mich. Also pendelte ich an den Wochenenden in die Alpen, um noch ein paar tolle Skitouren zu gehen. Währenddessen brachen in der Heimat die ersten Frühblüher aus und bevölkerten den Waldboden und die Wiesen. Je nach Standort wühlten sich Buschwindröschen, Leberblümchen und Veilchen, um nur einige zu nennen, durch das vertrocknete Laub und breiteten einen bunten Teppich aus.

Traumhafte Weite in der Engadiner Bergwelt
Spuren im Schnee, Ötztaler Alpen

In den letzten zwei Monaten kam ich mir vor wie in zwei Welten, zwischen denen ich hin und her switchte. Ab 2000 Höhenmetern herrschte noch tiefster Winter in den Bergen und außer ein paar wenigen Spuren im Schnee gab es kaum ein Lebenszeichen. Dennoch zieht mich diese karge, unwirtliche und trotzdem erhabene Landschaft magisch an. Im Hinblick auf Grate und Gipfel der steinernen Giganten komme ich mir so verdammt klein vor und der Weg, welcher vor mir liegt, so unendlich lang. Warum begibt man sich freiwillig in so eine Situation werden sich manche fragen. Weil es unfassbar schön ist, auf einem Gipfel oder höherem Punkt anzukommen und in die Ferne zu schauen. So unglaublich weit reicht der Blick…. aber natürlich nur, wenn die Wetterbedingungen es zulassen. Wenn die Wolkendecke zuzieht, und das kann ja in den Bergen recht schnell passieren, hängt man schnell in der Nebelsuppe fest und versucht stochernd den richtigen Weg zu finden. Da wird es sehr schnell unangenehm. So mancher ist schon 50 Meter von der Hütte entfernt erfroren, weil er diese nicht gefunden hat. Was ich früher für schier unmöglich gehalten habe, kann ich mittlerweile aufgrund der eigenen Erfahrung sehr gut nachvollziehen. Glücklicherweise haben meine Navigationsgeräte immer gut funktioniert.

Ein Kleiner Kohlweißling ist auch schon am Start, Fränkische Schweiz

Seit ein paar Tagen bin auch ich vollständig im Frühling angekommen und genieße die Wärme sowie das bunte Treiben um mich herum. Die Obstbäume stehen in voller Blüte und die Insekten stürzen sich in den Blütenstaub. Unglaublich, wie sich die Dunkle Erdhummel mit ihren prall gefüllten Pollensäcken klimmzugartig an der Blüte festhält, als wäre sie federleicht. Dabei biegt sich manch zarte Blume bedrohlich nah Richtung Boden. Im Gegensatz dazu hält sich der kleine Wollschweber wie ein Kolibri mit schnellen Flügelschlägen in der Luft und setzt sich zum Nektartrinken kaum auf der Blüte ab. Die ersten Schmetterlinge des Jahres sind auch schon am Start und genießen die milde Frühlingssonne. Besonders freuen mich die vielen Waldameisenhaufen, die ich in meinem Fotorevier vor der Haustüre entdeckt habe. Da geht es wild her und mich fasziniert immer wieder die Koordination in diesem Gewusel. Von außen sieht es wie ein hektischer Haufen aus, doch vermutlich weiß jede Ameise, was sie zu tun hat. Einfach Wahnsinn.

Trotz all dieser Faszination ist mir auf der Suche nach Motiven schmerzlich aufgefallen, dass es immer weniger Bienen, Hummeln, Schmetterlinge und dergleichen gibt, die sich der Bestäubung annehmen. Ich hatte einen Schwarm erwartet, der um die Kirschbäume schwirrt und gesehen habe ich nur einzeln verstreute SammlerInnen. Ich hoffe sehr, dass es in den folgenden Jahren nicht schlimmer wird und wir einen besseren Weg finden, in Einklang mit den Bedürfnissen der Natur und seinen Bewohnern zu leben. Denn ich möchte weiterhin im Frühling vom Summen und Brummen der Bienen und Hummeln empfangen werden und auch vom Gezwitscher der Vögel, die vom Insektenbestand abhängig sind.