Heimische Schönheiten

Auch wenn die Ferne immer wieder lockt, weil man glaubt nur in anderen Ländern sein Glück zu finden, ist es für mich doch auch immer wieder schön, die eigene Heimat zu erkunden. Bei einem Morgenspaziergang entdeckte ich einen Schachbrettfalter auf einem Wiesenstück hinter dem Haus. Durch die Kälte erstarrt wartete er sehnlichst im Schatten auf die ersten Sonnenstrahlen, um endlich losfliegen zu können. In dieser Situation hatte ich alle Möglichkeiten unterschiedliche Perspektiven auszuprobieren. Doch mit dem Fortschreiten der Sonne konnte der mittelgroße Falter seine Flügel immer weiter aufschlagen. So musste ich wegen der zunehmenden Wärmeaufnahme nicht mehr lang auf den Abflug warten. Erst zitterten die Flügel ein wenig und dann gab es kein Halten mehr.
Der Schachbrettfalter gehört zur Familie der Augenfalter, die sich ausschließlich von grasartigen Pflanzen ernähren. Zu finden sind diese Edelfalter vor allem auf Wiesen und Waldlichtungen.  Die Eier werden einfach auf den Boden fallen gelassen, teilweise sogar während des Flugs. Die Räupchen schlüpfen dann im Spätsommer und ziehen sich sofort in ein Winterquartier zurück. Erst nach der Überwinterung, also im Frühjahr, beginnen sie zu fressen und sich zu einer neuen Faltergeneration zu entwickeln.

Einige Tage später entdeckte ich bei einem Spaziergang am Wegesrand ein hohes aber dennoch zierliches Pflänzchen. Manchmal eröffnen sich dem aufmerksamen Beobachter ungewöhnliche Entdeckungen. Bei eingehender Betrachtung stellte sich heraus, dass es sich dabei um eine heimische Waldorchidee handelte: das Rote Waldvöglein. Diese Orchideenart besiedelt hauptsächlich Laub- und Mischwälder. Wie alle heimischen Orchideen ist auch das Rote Waldvöglein streng geschützt. Der Bestand in Deutschland ist rückläufig. Leider existieren nur noch zerstreute Vorkommen mit kleineren Beständen. Daher ist es sicher nachvollziehbar, dass ich mich über diese Entdeckung sehr freute. Für schöne Aufnahmen besuchte ich mehrmals das Waldstück und musste bedrückt feststellen, wie unachtsam einige dieser zierlichen Blumen am Wegrand behandelt wurden. Viele fand ich achtlos niedergetrampelt. Aber woher sollen die Erholungssuchenden auch wissen, dass es sich um geschützte Orchideen handelt? Eine Infotafel würde zwar Aufschluss bringen, aber höchstwahrscheinlich auch mehr Besucher anlocken, was das Risiko der mutwilligen Zerstörung wiederum erhöhen würde. Schön wäre es aus meiner Sicht, wenn die Natur generell mehr Aufmerksamkeit erfahren würde, auch wenn es sich „nur“ um ein alltägliches Blümlein handelt.

Rotes Waldvöglein im Abendlicht. Fränkische Schweiz