Von Bläulingen und der Faszination der Spinnen

Schon zu Beginn der Sommerperiode wurde immer wieder über Dürre und Trockenheit mit weitreichenden Folgen berichtet. Bei mir zu Hause ist mehrmals der Strom ausgefallen, was laut Angaben des Deutschen Wetterdienstes ebenfalls mit den sinkenden Wasserständen und der dadurch eingeschränkten Funktion der Wasserkraftwerke zu tun hat. Meine Eltern, die eine kleine Schafherde halten, kämpfen seit Wochen um neue Weideflächen. Die Wiesen sind so ausgetrocknet, dass die Tiere innerhalb kürzester Zeit die vorhandenen Nährstoffe abgegrast haben.

Was hat das jetzt alles mit Bläulingen und Spinnen zu tun? Naja, viele Bläulinge und Spinnen leben in den Wiesen, wie auch eine Vielzahl weiterer Insekten. Ihnen allen macht die Trockenheit sicherlich sehr zu schaffen. In den letzten Tagen habe ich die Wiesen in meiner Umgebung besucht und war entsetzt. Statt sattem, saftigem Grün und bunten Blüten fand ich nur ausgetrocknete, von der Sonne schwarz verkohlte Überreste. Zu meiner Überraschung wimmelte es jedoch trotzdem von Bläulingen. Bei jedem Schritt flatterte mindestens einer, wenn nicht gar mehrere auf, um sich in Sicherheit zu bringen.

Die Trockenheit macht nicht nur uns zu schaffen.
Viele Bläulinge besitzen auf der Oberseite blaue Flügel, daher auch der entsprechende Familienname.

Also hieß mein Plan, mich morgens auf die Pirsch zu begeben, wenn die kleinen Schmetterlinge mit einer Flügelspannweite von mindestens 20 mm bis höchstens 35 mm noch recht bewegungsunfähig sind. Anfangs tat ich mir schwer, die hervorragend getarnten Tagfalter zu entdecken, doch einmal einen Blick dafür gefunden, sah ich an fast jeder Pflanze Bläulinge.

[Kleiner Exkurs Bläulinge:

Aus der Familie der Bläulinge gibt es weltweit mehr als 5.000 Arten. In Deutschland leben laut Fauna Europaea 48 Arten. Viele davon besitzen auf der Oberseite blaue Flügel, daher auch der entsprechende Familienname. Es gibt jedoch auch Bläulinge mit andersfarbigen Flügeln.

Die kleinen bis mittelgroßen Tagfalter bewohnen unterschiedliche Lebensräume. Von der Heidelandschaft über Dünen bis hin zu Wäldern, Offenland, Parkanlagen und Gärten kann man vielerorts auf Bläulinge treffen.]

Die Morgenspaziergänge setzte ich in den darauffolgenden Tagen weiter fort. Dabei fielen mir auch die vielen Spinnweben auf, die früh morgens durch Tau und Wassertropfen sichtbar werden. Mein erster Gedanke war: Iiiihhh, da will ich nicht reintreten, wie ekelig! Bei näherer Betrachtung faszinierten mich diese Netze, die mit Morgentau benetzt im Sonnenschein funkelten. Wer macht so was, und vor allem wie? Ok, die Frage nach dem Wer ist schnell beantwortet: Spinnen natürlich. Aber wie?

Erst durch die Wassertropfen werden die Spinnweben deutlich sichtbar. Hier ein Baldachinspinnennetz.

Durch meine Recherche entwickelte sich eine ganz neue Sicht auf die „widerlichen“, achtbeinigen Viecher. Ich lernte, dass ohne Spinnen die Welt ganz anders aussehen würde. Wahrscheinlich gäbe es dann Horrorfilme über Schmeißfliegen oder Stechmücken, die über uns herfallen. Aber mal im Ernst: Spinnen zählen zu den wichtigsten Gegenspielern der Insekten in der Natur. Ohne sie sähe die Waage der Natur anders aus. Dies ist deutlich zu erkennen, wenn Insektizide eingesetzt werden. Dabei sterben nämlich nicht nur die Schädlinge, sondern auch die Spinnen. Einem erneuten Befall von Schädlingen hat die Natur dann nichts mehr entgegen zu setzen und der Schaden kann nun viel gravierender ausfallen.

Nicht alle Spinnen weben Netze. Die Wolfsspinne geht in der Nähe ihres Versteckes aktiv auf die Jagt.
Spinnen in Baldachinen hängen unterhalb der Gewölbes mit der Bauchseite noch oben und warten auf herabfallende Insekten.

Aber kommen wir auf die Frage der Spinnweben zurück. Der Spinnenfaden ist eines der Wunderwerke der Natur. Oft wurde versucht ihn nachzubilden oder zu kopieren, was aber mit all seinen Eigenschaften nie gelungen ist. Er verbindet in wunderbarer Weise Elastizität mit Reißfestigkeit, obwohl es sich chemisch gesehen eigentlich nur um eine Eiweiß- und Zuckerverbindung handelt.

[Kleiner Exkurs Spinnen:

Alle Spinnen leben räuberisch und sind auf der Jagd nach Insekten. Aus diesem Grund haben sie eine bedeutende Rolle in der Natur als Regulator der Insektenfauna.

Anders als bei vielen uns bekannten Lebewesen, liegen einige Sinnesorgane der Spinnen in ihren langen haarigen Beinen. So dienen diese nicht nur zur Fortbewegung – selbst glatte Wände und sogar Fensterscheiben können erklettert werden –  sondern auch zum Riechen, Hören und Fühlen. Und zu guter Letzt werden mit ihrer Hilfe die Spinnennetze gewebt.

Das Gift unserer heimischen Spinnenarten ist für den Menschen ungefährlich. In der Regel sind ihre Beißwerkzeuge zu schwach, um die menschliche Haut zu durchdringen.]

Obwohl die Hitze auch den Lebensraum vieler Insekten verändert und ihnen das Überleben schwer macht, gibt es sie immer noch. Die Frage ist nur: wie lange noch? In Berichten habe ich gelesen, dass mittlerweile 75 % der Biomasse zurückgegangen ist. Bemerken kann man das vor allem an den sauberen Windschutzscheiben der Autos. Daher freue ich mich über jedes kleine Lebewesen, das mir über den Weg läuft und welches ich beobachten kann.

Schattenwesen im Spotlight.